Individualität und Gemeinschaft

Individualität und Gemeinschaft

Selbstermächtigung – die Basis für ein gesundes Miteinander?

Hinweis: Dieser Artikel ist ungewöhnlich lang, doch ich schaffte es nicht, da etwas wegzukürzen.
Individualität und Gemeinschaft lässt sich das miteinander vereinbaren?

War es nicht in der Vergangenheit schon so, dass Gemeinschaft und Gemeinwohl nur dann funktionierte, wenn die Menschen sich selbst verließen und sich anpassten? Wenn alle nach einer Pfeife tanzten, die dir versprach, dass du Teil der Gemeinschaft bist, solange du dich so verhälst, wie man es von dir erwartet und so denkst, wie man es von dir erwartet und so fühlst, wie man es von dir erwartet? Sollte das nicht der Fall sein, wirst du automatisch zum Feind, zum Gegner, zum Leugner der vorgegebenen Agenda und somit eine Bedrohung für das Gemeinwohl und die Gemeinschaft. Als Antichrist, Antisemit, Antimuslim, Antikommunist, Antikapitalist, Antifaschist, Anti- sonst irgendwas, wurdest du öffentlich angeprangert, bestraft und unter psychischer Folter umerzogen, oder ausgelöscht. Ob es sich dabei um Religionsgemeinschaften handelte, oder um politische Gemeinschaften (die im Grunde auch nur Glaubensgemeinschaften sind).

Anpassung war das Zauberwort, durch Erziehung, Bildung, Medien/Nachrichten, Filme, Spiele, Bücher, Kunst und Geschichtsschreibung -Gleichmacherei- im Sinne der herrschenden Agenda.
Bezog sich dein nichtkonform Sein nur auf einen bestimmten Bereich, dann warst du ein XYZ-Leugner, ein 9/11-Leugner, ein Corona-Leugner, ein Klima-Leugner, oder CO2-Leugner.
Drehte sich dann die Weltenbühne, weil die eine Pfeife, die Andere ablöste, tanzte automatisch jeder, dem sein Leben lieb war, nach der neuen Musik.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Wo bleibt in so einer Welt die Individualität und die Wahrhaftigkeit des Einzelnen? Kannst du deine Wahrhaftigkeit überhaupt wahrnehmen, wenn das, was du zu wissen glaubst, dir von Kindesbeinen an von einer Pfeife eingepfiffen wurde und alles andere als falsch und böse etikettiert wurde?

Solange wir nicht begreifen, dass es immer schon ein Kampf um das Bewusstsein der Menschen war und ist, was wir auf der Weltenbühne beobachten, werden wir uns nicht daraus befreien können. Denn egal aus welcher Richtung die Pfiffe kommen und in welche Richtung sie die Massen lenken wollen – solange sich die Massen nach Pfeifen richten, werden wir als Menschheit fremdgesteuert sein und bleiben.

Jeder Mensch ist anders, einzigartig und darin sollten wir uns selbst und andere erkennen und anerkennen lernen, um so in unsere Schöpferkraft und eine lebendige Co-Kreation zu wachsen.

Selbst machtvoll zu sein, ist meiner Meinung nach die Voraussetzung, nicht zu einem fremdgesteuerten „Opfer“ anderer Mächte zu werden, nicht nach irgendeiner Pfeife zu tanzen. Nur dann kann das Leben zu einem lebendigen Prozess werden, in dem wir gemeinsam eine Welt erschaffen, in der jeder Mensch seinen Platz und seine Erfüllung findet.

Lebe ich aus mir selbst heraus, oder werde ich gelebt?

Diese Frage kann nur jeder für sich selbst beantworten.

Das Thema ist so vielschichtig, dass ich weit ausholen muss, um meine persönlichen Gedanken und Erkenntnisse mit euch zu teilen. Mein Bestreben war es schon immer, so selbstständig wie möglich zu sein. Ich wollte schnell erwachsen werden, um mein Leben selbst gestalten zu können, jenseits der Kontrolle und Vorgaben meiner Eltern, Schule und sonstiger Weisungsberechtigter. Denn so schön und liebevoll es in der Familie auch war, war ich nicht mit allem einverstanden und war weit entfernt davon, alles nachzuahmen, was mir vorgelebt wurde. Ich wollte nach keiner Pfeife mehr tanzen müssen und hatte die Illusion, dass ich frei davon bin, sobald ich erwachsen bin.

Die Ernüchterung ließ nicht lange auf sich warten. Überall erkannte ich die Abhängigkeiten und fühlte die Erwartungen, denen ich gerecht werden musste, um meine Arbeit zu behalten, um eine Wohnung zu bekommen, um Auto fahren zu dürfen, um egal wie und wo mitspielen zu können.

Oft war ich nicht dazu bereit. Wollte nicht in die Partei, nicht in diesen oder jenen Verein, keiner Organisation beitreten… Aber ohne diese Lobbys, schien die Welt voller Sackgassen. Man brauchte die Mitgliedschaft, den Schein, das Zeugnis, diese und jene Erlaubnis, um überhaupt berechtig zu sein, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Mir kam das völlig perfide vor, doch Anderen schien das ganz normal und selbstverständlich zu sein. Ich wollte nicht abhängig sein und das tun, was andere wollten, dass ich es tue. Deshalb wollte ich meine Dinge selbst in die Hand nehmen. Alles selber machen, war meine Devise, so viel als möglich selber können und verstehen. Das empfand ich als positive Selbst-Herausforderung, die ich mit Begeisterung annahm. Heute würde ich sagen, ich bin eine typische Freilernerin, auch wenn ich diesen Begriff damals noch nicht kannte und nicht wusste, dass man auch so sein darf. Ich hatte große Sehnsucht nach Selbsterkenntnis und Selbstwirksamkeit. Und ich wollte nix nachplappern, keinem Lehrer zuhören, nix nachäffen, oder nachahmen, sondern es selbst herausfinden. Es auf meine eigene Weise machen. Doch manchmal hatte ich auch große Zweifel, dass ich mit dieser Haltung, eine ungesunde Macke haben könnte… „Du bist doch nicht normal!“ höre ich heute noch, meine Schwiegermutter sagen. Bei vielen Menschen die ich kannte, schien es eher umgekehrt. Sie fragten sich ständig: Wer könnte dies und das für mich tun? Und sie waren die meiste Zeit ihres Lebens damit beschäftigt, das organisiert zu bekommen, jemanden dafür zu finden. Sie schauten oft mit Unverständnis auf mich, und fragten mich, wieso ich dies oder das nicht jemanden mache ließ, der sich damit auskannte?

In meinem torbulenten Leben hatte ich viele Erkenntnisse zu diesem Thema, die ich hier zusammen fassen will. Denn mir erscheint das wesentlich :-))

Meine Vermutung ist, dass jeder Mensch eine Art Seelenplan hat und gleichzeitig von seinem Umfeld geprägt wird. Die große Frage ist es, ob es gelingt, sich selbst zu spüren, zu finden und sich treu zu sein, oder ob man diese innere Stimme nie hört und nur der äußeren Pfeife folgt, als einzige Orientierung. Oder aber, seine innere Stimme verleugnet, weil es zu schwierig erscheint, ihr zu folgen, in Anbetracht der Umstände.

Was mich betrifft, gehört wohl dazu, dass ich in DDR-Zeiten aufwuchs. Bei uns zu Hause wurde prinzipiell alles selbst gemacht. Renovieren, Haare schneiden, Auto reparieren, Kleidung nähen, stricken, backen, kochen, bauen, kaputte Dinge reparieren – das war das Normalste von der Welt. Ich weiß noch, dass mein Vater oft von Nachbarn und anderen Leuten, die ihn und seine Fähigkeiten kannten, um Hilfe gebeten wurde. Wir hatten nie einen Handwerker oder andere Dienstleister um irgendetwas bitten müssen. Das Dienstleistungsgewerbe war zu DDR-Zeiten, in der Form und dem Ausmaß, wie wir es heute kennen, gar nicht vorhanden.

Dazu kam der Umstand, dass ich die meisten Jahre meines Lebens sehr wenig Geld hatte und mir irgendwelche Dienstleistungen gar nicht hätte leisten können, selbst als es sie dann gab.
Dadurch hatte ich zwangsläufig auf vielen Gebieten Fähigkeiten entwickelt und Kenntnisse erworben, Erfahrungen gesammelt und wusste mir immer selbst zu helfen. Das machte mich frei. Das war mein wahrer Reichtum, der mit keinem Geld der Welt zu bezahlen war und den mir niemand wegnehmen konnte.
Die Erwartungshaltung, jemand anderes sollte etwas für mich tun, mir helfen – wurde bei mir sozusagen gar nicht angelegt. Die Umstände meines Lebens, dienten in meinem Falle dem Bedürfnis meines Wesens, selbstverantwortlich zu sein.

Unsere Gesellschaft, mit ihrem sozialen System, ist dazu angelegt, die Selbstverantwortung der Menschen auf subtile Art und Weise ganz umfänglich zu untergraben. Man möchte die Menschen komplett steuern und verwalten und nimmt über die Medien und das Bildungssystem auf alle Bereiche Einfluss. Man erschafft Institutionen, die als verlängerter Arm des Systems die Verwaltung und Steuerung der Bürger übernehmen. Und die meisten Bürger scheinen das auch zu erwarten, zu brauchen und zu mögen. Denn sonst könnte es solche Strukturen gar nicht geben.
Mir selbst ist es regelrecht zuwider, wenn mir jemand die Verantwortung, für etwas, was mich selbst betrifft, abzunehmen versucht. Dabei habe ich das Gefühl, meiner Autonomie, Selbstermächtigung und Selbstverantwortung beraubt zu werden.

Auswirkungen meiner Selbstermächtigung

Solange ich alleine lebte, war meine Devise „ich mache es selbst“, ganz klar, zu meinem Vorteil. Hatte ich aber einen Partner, oder lebte ich in Gemeinschaft, mit Menschen, die anders funktionierten, war ich schnell im Modus „Mädchen für alles und jeden zu sein“ und mich selbst dabei zu vergessen. Denn ich tat dann ganz reflexhaft alles für die anderen, was sie nicht tun wollten, oder konnten, weil ich mir ihr Gejammer nicht anhören wollte. Einfach, weil ich es konnte und weil ich ein Interesse daran hatte, dass alles in Ordnung kommt. Ich nahm meinen Freunden ihre Probleme weg, weil es mir eine Freude und ein Bedürfnis war, da Abhilfe schaffen zu können – und schwubs, waren alle wieder glücklich und zufrieden.

Ich half sozusagen aus egoistischen Gründen, weil ich es sonst mit ihnen nicht hätte aushalten können. Und ja, es ist schön gebraucht zu werden, es ist schön anderen Freude machen zu können und es ist schön, durch das vielseitige Tun, mehr und mehr Erfahrungen zu sammeln und sich dadurch immer mehr zuzutrauen.
Was mir damals nicht klar war, war der ungesunde Ansatz, denn anderen zu helfen wurde als Tugend verkauft und ich glaubte, dass könnte niemals ein Fehler sein – doch es war einer…
Am Ende hielt ich es mit diesen Freunden nie lange aus, weil ich mich über ihre Unfähigkeit ärgerte und weil ich mich selbst in die Position gebracht hatte, mich für sie und ihre Probleme mitverantwortlich zu fühlen und für sie mit zu denken und zu tun. Irgendwann machte mir das keine Freude mehr, sondern das Ungleichgewicht wurde übermächtig spürbar und machte mich grummelig.
Denn unterm Strich gab es keinen gesunden Ausgleich, es gab nichts, was sie für mich hätten tun können. Mir war sozusagen nicht zu helfen.
Da erkannte ich, dass ich selbst Teil des Problems war. Denn niemand hatte etwas dazu gelernt, weil ich es ihnen abgenommen hatte.

Manche Hilfe ist gar nicht hilfreich

Nun gut, ich wollte also anderen nicht mehr auf diese Weise helfen, dass ich Dinge für sie machte, die sie selbst nicht konnten. Ich lernte NEINsagen und gab gern Hinweise die zur Selbsthilfe taugten. Dabei stellte ich aber fest, dass es scheinbar gar kein Bedürfnis gab, es selbst machen zu wollen und zu können, etwas zu lernen, selbst(er)mächtigt zu werden.

Von diesen Freunden wendete ich mich ab, denn es war nicht auszuhalten, zuzuschauen, wie sie in ihren Problemen versanken. Getreu dem Spruch: „Es macht keinen Sinn, jemandem eine Brücke bauen zu helfen, der gar nicht auf die andere Seite will.“
Es wurde mir klar, dass die Beziehung und Verbindung hauptsächlich darin gelegen hatte, dass ich mich in ihr Leben eingemischt hatte, wenn sie mit ihren Problemen und Ärgernissen ankamen und darauf hofften, von mir geholfen zu kriegen. Ich war regelrecht schockiert, als ich fest stellte, dass dies die Basis der Freundschaft war und machte mir erstmals Gedanken, was Freundschaft denn außerhalb dieser Bereitschaft, zu helfen, sein könnte?

Geben ist seliger denn nehmen.“ Wer kennt ihn nicht diesen Spruch? Als Gebender hat man prinzipiell Freude, da braucht man gar keinen Lohn/Ausgleich – denn es macht einfach Spass, Probleme aus der Welt zu schaffen, Lösungen zu finden, es zu erledigen, es zu machen. Es befähigt einen selbst, es macht Sinn. Wenn sich dann noch jemand freut, um so besser – das alles scheint Ausgleich genug.

Aber etwas an der Rechnung ging für mich nicht auf.

WAS war das Problem?

Ich zog meine Energie daraus, anderen, die unfähig waren, zu helfen und bestätigte mir dadurch meine Fähigkeit und empfand es sinnvoll und beglückend. Bis zu dem Punkt, wo die anderen sich daran gewöhnten und es von mir erwarteten und sauer wurden, wenn ich mal nicht zu Diensten war.
Was mich dann unzufrieden machte, war nicht nur diese Erwartungshaltung, die sich entwickelte, sondern auch die Tatsache, dass ich durch mein SoSein, deren Unfähigkeit und Abhängigkeit unterstütze, die ich doch so gar nicht leiden mochte.

Denn ich sehnte mich nach fähigen Menschen, die selbst viele Dinge können und neugierig, offen, interessiert, experimentierfreudig und begeisterungsfähig aus sich selbst heraus leben wollen. Doch solche Menschen zog ich wohl nicht an, denn die brauchten so jemanden wie mich gar nicht 🙂

Zu dieser Zeit, das war 1995, suchte ich nach Möglichkeiten, Menschen zu finden, die mich nicht brauchten, sondern selbst etwas erschaffen wollten und konnten. Ich träumte von einer Gemeinschaft kreativer, fähiger Menschen, die gemeinsam mehr bewegen konnten, als es ein einzelner Mensch vermag. Ich wollte mein Sein und meine Erfahrungen und Fähigkeiten in einen größeren Sinnzusammenhang ergießen, denn ich fühlte mich wie ein überlaufender Krug auf der Suche nach fruchtbaren Boden, für diese Art der Bewässerung.

Gemeinschafts Erfahrungen

In mir gab es die Vision, wie reich und voller Fülle und Sinn das Leben sein könnte, wenn mehrere Menschen sich zusammen tun und gemeinsam leben und wirtschaften. Wenn alle ihre Fähigkeiten entfalten und die Ergebnisse ihres Schaffens miteinander teilten. Das Sein als alleinerziehende Mutter, oder das Leben in einer Kleinfamilie erschien mir zu eng, zu klein, zu sinnlos.
Mir begegneten auch Menschen und Projekte, die ähnliche Visionen hatten und ich freute mich, damit nicht allein zu sein. Ich war mir sicher, die Anderen wünschten sich Gemeinschaft, aus den selben Gründen wie ich, ich dachte all diese Menschen sind auch „Selbermacher“ und wollen die Verantwortung für ihr Leben in die eigene Hand nehmen.


Wie freute ich mich, als der Connection-Verlag mich für sein Satzstudio brauchte, denn dieser Verlag war eine Gemeinschaft in der die Mitarbeiter gemeinsam lebten und arbeiteten in einem großen alten Haus, im tiefsten Bayern. Das war meine erste Gemeinschaftserfahrung und die war sehr bereichernd, aber auch ziemlich ernüchternd. Ich genoss es sehr, dass das Arbeitsleben und das private Leben verschmolzen, dass es keine Trennung mehr gab zwischen Arbeitszeit und Freizeit, es gab nur Lebenszeit. Meist arbeitete ich mehr als zehn Stunden am Tag und auch an Wochenenden, doch es kam mir nicht wie Arbeit vor, es machte Freude und Sinn. Meine Kollegen waren Freunde, mit denen ich gemeinsam die Kinder betreute und den Alltag gestaltete. Was mich störte war, dass ich mehr Geld brauchte, für die Miete und die gemeinsame Essenskasse und Gemeinschaftskasse, als ich jemals vorher gebraucht hatte und ich dort so wenig verdiente, dass es dafür kaum reichte und ich meine Ersparnisse für den Lebensunterhalt aufbrauchte. Da konnte doch etwas nicht stimmen. Ich dachte, gemeinsam wirtschaften, müsste doch sparsamer und sinnvoller sein. Ich empfand es nicht als Vorteil, teures Bio-Essen zu haben und einen Koch zu bezahlen. Denn meist schmeckte mir das gar nicht und ich vermisste die Freiheit selbst zu kochen, wann ich wollte und was ich gern mochte und mir fehlte die Privatsphäre von eigener Küche. Für dieses Unwohlsein dann noch Geld bezahlen zu müssen, machte keinen Sinn für mich. Damals dachte ich, ich wäre nicht gemeinschaftstauglich, denn ich war die Einzige, die lieber selber kochen und einkaufen wollte, unabhängig von den anderen. Denn dann könnte ich auch entscheiden, was ich mir leisten will und kann und was nicht und wäre befreit von dem unguten Gefühl, mitgehangen-mitgefangen.

Mir gelang es im zweiten Jahr, durch günstige Fügungen, diese Strukturen dort zu verändern, doch traten dann andere Schwierigkeiten auf, die zu verändern ich mich nicht im Stande fühlte.

Was ich deutlich spürte war, dass die Meisten so wenig wie möglich selbst machen wollten und am liebsten die Verantwortung für sämtliche Bereiche abgeben wollten. Zentrale Regelungen für alle und alles. Für mich fühlte sich das an wie Kindergarten. Denn niemand war bereit, die „Zentrale“ zu organisieren und zu verwalten, aber sie wünschten sich, dass jemand das machen sollte.

Wie gut, dass ich schon wusste, dass ich Diejenige nicht sein würde, auch wenn ich es könnte.

Später, 2001, baute ich die Hofgemeinschaft-Lübnitz mit auf, das war das größte soziale Experiment meines Lebens.

Die Initiatoren waren Pioniere, so wie ich, mit vielen Fähigkeiten, starker Willenskraft, getrieben von ihrer visionären Energie, einen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Doch uns war klar, dass unser Projekt für ca. 40 Menschen erdacht war und wir diese Menschen auch finden mussten, denn ansonsten war das langfristig nicht zu machen.

Es gab sie auch reichlich, die Gemeinschaftssuchenden, die auf unsere Einladungen freudig reagierten. Fälschlicher Weise, ging ich immer noch davon aus, dass alle Menschen, die Gemeinschaft suchten und bereit sind, in ein großes Projekt mit Werkstätten, freier Schule, Bio-Landwirtschaft, Hofladen und Wohnhäusern einzusteigen, um es mit aufzubauen, so sein müssten, wie wir Pioniere.

Im Nachhinein musste ich einsehen, dass scheinbar viel mehr Menschen Gemeinschaft suchen, die hauptsächlich Sicherheit und Unterstützung wünschen, weil sie alleine mit ihrem Leben überfordert sind. Da war sie wieder, genau diese Sorte Mensch, die ich so magisch anzuziehen scheine, die liebenswert sind, aber irgendwie hilflos wie kleine Kinder und auch keine Energie aufbringen können/wollen, ihren Zustand zu verändern.

Mit dieser Mischung, von dreißig Prozent „Machern“ und siebzig Prozent „Brauchern“, schafften wir es mit Müh und Not, das Projekt aufzubauen, doch wir waren gemeinschaftlich gescheitert und gaben es dann in andere Hände.

Wie funktioniert unsere Gesellschaft?

All diese Erfahrungen brachten mich dazu, noch mal ganz neu über gesellschaftliche Zusammenhänge und Strukturen nachzudenken. Denn im Grunde war unsere kleine Gemeinschaftswelt, eine Art Minigesellschaft und alle unsere Probleme und Schwierigkeiten spiegelten unsere Gesellschaft wieder. So wie im Großen, so im Kleinen. Dabei wollten wir doch alles anders und besser, gerechter, sinnvoller und freudvoller gestalten. Und ja, das ist uns auch gelungen, doch von dem, was ich mir wünschte, waren wir noch weit entfernt. Die Menschen waren davon weit entfernt.
Damals wurde mir bewusst, dass in unserem Land die hilfsbedürftigen Menschen regelrecht „produziert“ werden. Und um so unfähiger jemand ist, um so mehr Unterstützung bekommt er vom System, bis hin zur kompletten Übernahme der gesamten Verantwortung, durch einen rechtlichen Betreuer, durch eine Form von Aufbewahrungsanstalt – wo diese Menschen rund um die Uhr betreut und beschäftigt werden.

Ist man selbstermächtigt und möchte selbstverantwortlich denken, handeln und leben, dann bekommt man in Deutschland eher Steine in den Weg gelegt, bis hin zu krassen Hürden, die schon einige Menschen zu Fall gebracht haben. Denn es scheint nicht erwünscht zu sein, dass irgendwer etwas tut, auf wirklich eigene Faust.

Wenn schon fähig, dann bitte gut organisiert in Vereinen, Organisationen (NGOs), Parteien, Orden und anderen institutionellen Verbänden. Denn dort ist die Kontrolle garantiert und organisiert, von oben nach unten mit dem Anschein, alle hätten etwas zu sagen und alles wäre demokratisch.

Niemand möchte Schuld sein

Mir kam es so vor, als war es scheinbar schon immer so, dass die große Masse der Menschen, einfach mit dem Strom fliesst, der von außen gelenkt und geleitet wird und das das gar niemanden stört. Das es wahrscheinlich sogar notwendig ist, weil es zu viele Menschen gibt, die ohne fremde Steuerung unfähig wären, zu überleben. Die Menschen selbst sind es, die nach dieser Steuerung und zentralen Verwaltung schreien und diese installieren. Als wäre es eine unerträgliche Last, die Verantwortung für sein Leben selbst zu übernehmen. Niemand möchte Schuld sein, deshalb handelt man lieber im Auftrag anderer, die auch im Auftrag anderer Entscheidungen treffen.
Und weil alles so gefährlich ist, versichert man sich, weil man glaubt, wenn man Geld bezahlt, wäre man sicherer. Wie absurd ist das eigentlich?

Als wäre die Verantwortung so etwas wie der „schwarze Peter“ den jeder versucht loszuwerden und am Ende fragen wir uns – WER war denn dafür verantwortlich? Doch es findet sich niemand, denn alles ist so aufgebaut, dass alle und niemand verantwortlich sind, denn schließlich haben wir ja Demokratie. Und die, die wirkliche Entscheidungen mit großer Reichweite treffen, die besitzen Immunität und sind deshalb nicht zur Verantwortung zu ziehen.

Durch das Bildungssystem werden die „Fähigen“ ausgefiltert und möglichst nicht aus den Fängen gelassen, bis ihr Freidenken dem übergestülpten „Wissen“ zum Opfer gefallen ist.

Sprich, fast alle Menschen, die ein Studium absolviert haben, glauben zu wissen, dass sie wissen und haben ihre einstmalige Fähigkeit selbstständig zu denken, durch diesen Prozess des fremdgesteuerten Lernens, verloren. Sie wurden sozusagen gehirngewaschen, indoktriniert und können nun benutzt werden, andere zu lenken nach der gleichen Agenda, die in sie einprogrammiert wurde. Das scheint Jahrhundertelang gut funktioniert zu haben. Denn diese Menschen sind tief davon überzeugt, dass sie etwas wissen und das Richtige tun.

Hier passt dieser Spruch sehr schön: „Alle sagten: das geht nicht – da kam einer, der wusste es nicht (weil er nicht gebildet und studiert war) – und machte es einfach. :-))“

Diese Menschen lenken und leiten die Geschicke der Politik und der Wirtschaft, das Gesundheits- und Bildungswesen und alle anderen Bereiche der Gesellschaft. Sie sind so geprägt, dass sie immer im Außen nach einer Lösung suchen, nach jemandem, der es besser weiß als sie, nach jemandem, der ihnen vor gibt, wie sie sich verhalten sollen, was sie tun sollen.
In den meisten Fällen sind sie zu Befehlsempfängern der Extraklasse geworden und reichen diese dann weiter nach unten durch.

WER aber gibt denn die Befehle? Wer entwickelt die Leitlinien in der Bildung, im Gesundheitswesen, die Vorschriften für TÜV und was weiß ich nicht alles?
Heute sind das oft Gremien, die ihre Anweisungen von wieder übergeordneten Stellen wie der EU, der WHO oder des WEF erhalten.

Ohne institutionelle Kontrolle, ist heute kein Projekt mehr möglich, was eine gesellschaftsrelevante Größenordnung erreicht. Gesteuert wird das alles durch Fördergelder, Programme und Trends, die durch die politisch indoktrinierten Medien in die Gesellschaft eingespeist werden.

Wo bitte ist denn da Platz für Freidenker, Selbermacher und all die Menschen, die nicht einer Agenda oder einem Programm folgen wollen, das vom Unsichtbaren erdacht wurde?

Diese Menschen gibt es aber. Es sind die, die oft auf dem Bildungsweg scheitern, weil sie schon diese Art von Bildung nicht ertragen können – aber nicht wegen mangelnder Intelligenz oder Fähigkeiten. Es sind die, die entschieden haben ihr eigenes Ding zu machen und sich selbst treu zu sein. Oft fehlen diesen Menschen Bildungs- und Berufsabschlüsse, oder sonstige Nachweise und Zettel und Zeugnisse, um sich auf dem Arbeitsmarkt einen Job zu suchen, der ihren Fähigkeiten entspricht. Für diese Menschen ist es fast unmöglich, ihren Platz in der Gesellschaft einzunehmen und ihre Fähigkeiten zu leben, sie der Welt zur Verfügung zu stellen. Denn sie wollen in dieser Art von Gesellschaft auch keinen Platz, weil sie dafür ihre Seele verkaufen müssten.

Deshalb leben sie oft unter dem Radar und machen den Spagat, in der Welt zu sein und sich doch nicht von ihr vereinnahmen zu lassen. Das nennt man dann Lebenskunst 🙂

Heute haben wir das Paradox, dass die Menschen, die bedürftig sind, sich an das soziale System und das Recht auf ihre Ansprüche gewöhnt haben und ihre Bedürfnisbefriedigung einfordern, jedoch oft nicht fähig oder willens sind, eine beliebige Tätigkeit, die das Amt ihnen anbietet, zum Ausgleich zu tun.

Das erinnert mich an Teenager, die vom Elternhaus versorgt werden wollen und alles nutzen wollen, aber nicht bereit sind, von sich aus ihren Beitrag zu leisten, sich einzubringen – sondern an der Stelle all ihre Wiederstandenergie ausleben, was in vielen Familien zum Krieg führt.

Als gibt es in den Herzen die Idee gar nicht, dass alles seinen Preis hat und man bereit sein muss, den zu bezahlen, oder darauf verzichten muss.
Vielleicht wurde auch nur mir das eingepflanzt und es ist gar nicht die Wahrheit?

Aber ich denke, wir hätten viele Probleme nicht, wenn die Menschen das Prinzip des Ausgleichs ins sich trügen. Denn ich empfinde es so: ALLES hat seinen Preis! Und wenn man etwas möchte, sollte man erkennen, was der Preis dafür ist und sich fragen, ob man bereit und fähig ist, diesen Preis gern zu bezahlen – sonst wundert man sich später.

Ich kann gut verstehen, dass man heute auf dem Arbeitsmarkt nicht klar kommt. Aber was hindert einen daran, selbst etwas zu tun? Viele körperlich gesunde Menschen verkraften psychisch die Arbeitswelt und die Gesellschaft nicht, was dann zur Arbeitsunfähigkeit führt.
Diese Menschen sind nicht faul, sie sind auch nicht unfähig, sie sind eher deprimiert und orientierungslos, sie scheinen nicht in diese Welt zu passen.

Sie wollen sich nicht zwingen lassen irgendetwas zu tun, aber sie haben auch keine Ahnung, was sie gern tun würden. Sie wissen schlicht weg nicht, was sie möchten, wer sie sind, was sie können, sondern nur, was sie alles nicht möchten und nicht können.

Sicherlich ist das ein Symptom dieser Zeit des großen Wandels, wo alte Strukturen zerbröckeln, weil sie nicht länger zum Wohle der Menschen taugen. Und die neuen Strukturen sind noch nicht erschaffen, sondern schlummern im Äther, um von Pioniergeistern vom Himmel auf die Erde geholt zu werden.

Es ist also nicht schwarz/weiß. Man kann nicht sagen, es gibt die Selbermacher, Freilerner und Freidenker und dann gibt es die, die Anleitung und Führung von Aussen brauchen und gerne folgen.
Sondern eine sehr große Anzahl Menschen, scheint sich genau dazwischen zu befinden. Sie können das Erstere nicht und wollen oder können auch das Zweite nicht.

Was ist zu tun?
Ein Gedankenexperiment wie Gemeinschaft funktionieren könnte

Wenn ich heute noch mal eine Gemeinschaft gründen würde, dann würde ich mit meinen heutigen Erkenntnissen völlig anders an die Sache heran gehen.
Ein Projekt müsste sich frei entfalten können, indem es organisch wachsen kann. Sobald materielle und finanzielle Zwänge Druck ausüben, geht das auf Kosten der gesunden Entwicklung.
Die „Starter“, 2-6 Menschen sollten wissen wer sie sind, warum sie hier sind und was sie zu geben haben. Diese Menschen sollten eine Vision haben, in der sich jeder verwirklichen kann und selbstverantwortlich leben kann.

Wenn also jeder von sich selbst und von den anderen weiß, warum man hier ist und wozu, dann kann dadurch eine Inspiration statt finden. Man erkennt, warum man miteinander zu tun hat, warum man sich begegnet ist, man erkennt wie sich die Fähigkeiten ergänzen und wie bei einem Puzzle erkennt man die Anfänge von einem größeren Bild… Man erkennt vielleicht, wo noch Puzzleteile fehlen und weiß schon welche Farbe sie haben müssten und gleichzeitig ist die gesamte Größe des Bildes und die letztendliche Aussage nur zu erahnen und bleibt flexibel.

Bevor nicht genug Puzzleteile/Menschen zusammengefunden haben, um durch ihre Fähigkeiten und ihr Wesentliches einen Aha-Effekt zu erzeugen und eine Idee/Vision/Initialzündung in allen entsteht, wohin man sich gemeinsam auf den Weg machen will und warum – geht gar nichts los.

Alles andere wäre ein Krampf, wäre das Pferd von hinten aufzäumen, indem man ein Konzept macht und dann versucht das Leben und die Menschen in das Konzept hinein zu pressen. Das ist der Fehler, der fast überall passiert.

Alle Menschen, die nach und nach dazu kommen, kommen nicht nur deshalb dazu, weil sie gern wollen und weil sie so lieb sind, sondern NUR weil sie wirklich passen. Sprich, ihr Wesentliches und ihre Fähigkeiten müssen das große Bild kompletter machen und das muss für alle spürbar sein, um ein JA für den dazukommenden Menschen zu fühlen. Alles andere macht keinen Sinn. Eine gesunde Gemeinschaft kann kein soziales Auffanglager sein. Oder sagen wir, das Auffangen von Menschen, die Unterstützung brauchen, sollte im Verhältnis stehen, zur Kraft der Gemeinschaft, damit diese keinen Schaden nimmt.
Es braucht auch nicht jeder Mensch, in den innersten Kreis der Gemeinschaft aufgenommen und integriert zu werden. Sondern es darf da unterschiedliche Möglichkeiten geben, das macht eine Gemeinschaft lebendig. Die Art der Zugehörigkeit wächst, mit dem, wie der Mensch sich einbringt.

Ich finde die Symbolik des Kreises sehr passend. Da gibt es den inneren Kern der Gemeinschaft und dann verschiedene Ringe drum herum, die definiert werden, durch die Art und Weise des Bezuges zum Kern der Gemeinschaft und des Seins des Menschen.

Wie kann eine gesunde Gemeinschaft funktionieren?

Dazu sollte ich kurz beschreiben, was ich mir unter einer gesunden Gemeinschaft vorstelle.
Ich rede hier im speziellen von Lebensgemeinschaften, es gibt natürlich auch andere Formen von Gemeinschaften, die nur Teile des Lebens betreffen.
In einer gesunden Lebensgemeinschaft leben mehr als vier Menschen zusammen und teilen ihren Lebensmittelpunkt, da sie gemeinsam wirtschaften. Die Zusammengehörigkeit beruht auf Freiwilligkeit und eigener Wahl und alle haben das Recht, diese Gemeinschaft zu verlassen.
Die Menschen unterstützen sich gegenseitig in ihrer Selbstentfaltung und Selbstverantwortung und nutzen verschiedene Möglichkeiten, miteinander in ehrlichem Kontakt zu sein. Selbstachtung und gegenseitiger Respekt sind die Basis für das Zusammenleben, das auf Vertrauen beruht. Das gemeinschaftliche Leben entsteht aus dem SEIN und nicht aus Konzepten. Konzepte dienen lediglich zur Inspiration und zur besseren Erforschung und Bewusstwerdung der Prozesse im Gemeinschaftsleben. Gemeinschaft ist dann gesund, wenn die einzelnen Menschen glücklich sind und in ihrem Tempo wachsen können und somit auch der Organismus Gemeinschaft in einem freudigen Prozess des Werdens ist, bei dem alle Schwierigkeiten als positive Herausforderungen betrachtet werden.

Wie Gemeinschaft NICHT funktioniert

Bisher habe ich eher Erfahrungen gesammelt, wie Gemeinschaft nicht funktioniert und möchte das mit dieser kleinen Geschichte besser veranschaulichen. Denn auch das ist ein Wert, zu wissen, wie es nicht geht und warum es nicht funktionieren konnte…

Wir stellen uns zwanzig Menschen vor, die sich irgendwie gefunden haben, weil sie alle gerne in Gemeinschaft leben wollen und in dem, was sie wollen, konnten sie einen Konsens finden und auch ein Objekt/Platz/Grundstück, was zum Leben und arbeiten und all dem was geträumt wurde passen würde. Sie gründen einen Verein, kaufen damit das Projekt und beginnen mit ihrem Gemeinschaftsleben. Was sie vergessen haben ist, zu schauen, wer welche Fähigkeiten hat und ob sie in dieser Konstellation überhaupt die menschlichen Ressourcen haben, die sie brauchen, um das was sie gemeinsam wollen, zu erschaffen.

Es stellt sich heraus, dass fünfzehn Menschen eher keine praktischen Fähigkeiten oder Kenntnisse haben und auch keine körperlichen Bau- und Gartenarbeiten ausführen können und wollen, weil sie sich dafür nicht geeignet fühlen.

Organisatorische, oder Verwaltungstechnische Fähigkeiten haben die Fünfzehn auch nicht, das stresst sie zu sehr und die Verantwortung ist ihnen zu hoch. Mit den sozialen Fähigkeiten sieht es auch nicht gut aus, da brauchen sie eher Unterstützung von anderen, da sie da zu viele Ängste und Unsicherheiten haben, die sie gern überwinden wollen, weshalb sie sich ja Gemeinschaft als Lebensform gewählt haben. Sie können auch nicht so gut mit Kindern umgehen (auch nicht mit den eigenen), sondern fühlen sich schnell überfordert. Da sie selbst so viele Befindlichkeitsstörungen haben und nicht belastbar sind, kann man sich nicht auf sie verlassen. Wenn sie heute JA sagen, heisst das noch lange nicht, dass sie sich auch morgen noch so fühlen. Diese Menschen haben ein Talent, Probleme zu erschaffen, für deren Lösung sie sich die Unterstützung der Gemeinschaft wünschen.

Die restlichen fünf Menschen, die wissen was zu tun ist und auch fähig sind das zu tun – können das aber nicht einfach machen. Da es ein Konsensprinzip gibt, müssen sie alles vorher mit der gesamten Gemeinschaft besprechen.
Die Fünfzehn, die keine Erfahrungen haben, sind meist erst mal dagegen, weil sie nicht verstehen worum es wirklich geht und deshalb nicht zustimmen können. Es kostest die Fünf viel Energie und Zeit, die Inhalte zu erklären, damit andere ihr Veto zurück nehmen und einsehen, dass die Vorschläge der Fünf gut und richtig sind. Die Fünfzehn geben also nach, mit einem dumpfen Gefühl von -überredet wurden zu sein- und einem Vorwurf gegen den Menschen, der weiß was zu tun ist. Und da es sich wiederholt, dass immer die fünf Menschen, den anderen fünfzehn Menschen ihre Vorschläge erklären müssen und die fünfzehn Menschen nie Vorschläge haben – kommt immer mehr so ein schräges Gefühl auf, dass die Fünf alles bestimmen. Dabei fällt den Fünfzehn nicht auf, dass sie es ja nicht könnten und wollten – sondern sie fühlen nur Unmut und Ungerechtigkeit. So hatten sie sich das nicht vorgestellt.

Bei den Fünf kommt auch Unmut auf, weil sie das Gefühl haben, die Ideen, die Vorschläge, die Überzeugungsarbeit und die Umsetzung auf ihren Schultern zu tragen und die Fünfzehn werden nicht als Unterstützung, sondern als Hindernis empfunden.
Noch dazu brauchen die Fünfzehn täglich so viel Unterstützung in den banalsten Dingen, die aber fast immer nur von den Fünf geleistet werden, weil die anderen mit sich selbst beschäftigt sind und keine freien Kapazitäten haben.

Irgendwann eskaliert das Ganze und die Fünf machen den Fünfzehn Vorwürfe und sind am Ende ihrer Kräfte und die Fünfzehn machen den Fünf Vorwürfe von Bevormundung und Alleingang usw.
Da die Fünf wirklich nicht mehr können, braucht es eine neue Strategie. Es wird eine Aufgabenliste erstellt und die Verantwortungen sollen nun erstmals auf ALLE verteilt werden.
Nun gibt es also keine Ausreden mehr, „man könnte ja nicht…“ Und es gibt auch kein zur Verfügung stellen mehr, von den Fünf, „Na dann mach ich das halt…“

Da sich die Fünfzehn nicht fähig fühlen, sich für einen Aufgabenbereich zu entscheiden (sie wissen einfach nicht, was sie gerne tun könnten oder wollten), wird entschieden, die Aufgaben rotieren zu lassen, im wöchentlichen Wechsel.

Die Rotation fanden die Fünfzehn unbedingt nötig, die Fünf fanden sie eher kontraproduktiv und beängstigend. Aber das Argument, dass doch erst dann jeder in alles einen Einblick haben würde, wenn er die Aufgabe mal machen musste, war überzeugend. Es wurden von den Fünf ToDo Listen und Aufgabenbeschreibungen für alle Bereiche aufgestellt, in der Hoffnung, dass dies die anderen befähigt, zu tun, was getan werden musste.
Folgende Aufgabenbereiche gab es zu organisieren: Kinder, Gäste, Essen, Garten, Hofladen, Putzen, Finanzen, Technik, Hof und Müll, Instandhaltung, Soziales, Fuhrpark und Fahrräder, Tiere, Heizung und Holz, Behörden/Ämter/Anbieter.

Schon nach den ersten Wochen, folgte ein Chaos, auf allen Ebenen.
Denn das Ergebnis war, niemand von den Fünfzehn bemühte sich, sich in seine Aufgabe ernsthaft einzuarbeiten, es wirklich zu verstehen, zu optimieren und bestmöglich zu machen, sondern jeder hoffte nur, dass die Woche schnell um ist und schob Entscheidungen hinaus, damit sie den nächsten treffen.

Jeder hatte also ständig mit etwas zu tun, von dem er nichts verstand und richtete damit immensen Schaden an. Die Fünf, mussten die Karren aus dem Dreck ziehen, egal welche Aufgabe sie übernahmen, vorher hatte jemand sie gemacht, der nicht wusste was er tat, oder im Zweifelsfall gar nichts getan hatte. Das erzeugte so viele zwischenmenschliche Konflikte, dass die Kraft nicht mehr ausreichte, diese zu lösen. Das Projekt hatte sich selbst abgeschafft.

Wie löst man diesen Konflikt?

Wenn ich mit anderen in einem Boot sitze und soll mich darauf verlassen, dass jemand rudert, dass jemand den Kurs kennt und hält, dass jemand das Wasser raus schöpft, dass jemand Fische fängt, damit wir nicht verhungern – und sehe, dass es nicht funktioniert…

Gleichzeitig weiß ich, dass ich auch allein, all diese Dinge gut machen könnte, zumindest für ein paar Tage – lasse ich dann zu, dass wir vom Kurs abkommen und verhungern?
Oder mache ich es einfach selbst?

Für diesen Konflikt konnte ich bisher keine Lösung finden, da ich nicht für Zwang bin, sondern immer die Freiwilligkeit anstrebe.
Vielleicht fehlt mir einfach die Fähigkeit, Menschen richtig zu motivieren?

Deshalb mein Fazit:
Menschen die keinerlei Kapazität haben, sondern für ihren kleinen Alltag ständig Hilfe und Unterstützung brauchen – sind nicht gemeinschaftsfähig. Sie sind bedürftig. Und jede Gemeinschaft kann ein Prozent Bedürftige mit tragen, ich denke das würde gehen. Aber nur dann, wenn dem Getragenen auch klar ist, dass er getragen wird. Wenn diese Menschen dann noch narzisstische Züge haben, oder andere Störungen, dann kann auch ein Prozent eine ganze Gemeinschaft sprengen.

Und ja, auch ein Bedürftiger kann sich im Rahmen einer Gemeinschaft entwickeln und zu einem aktiven Teil der Gemeinschaft werden und seinen Beitrag erkennen und einbringen lernen.

Wir sind nicht gleich!

Heute sehe ich die Menschen und die Menschheitsgeschichte, mit ganz anderen Augen, als vor diesen Erfahrungen.
Ich sehe auch Unternehmer mit anderen Augen, die fähig sind, etwas aufzubauen, etwas zu erfinden, etwas zu erschaffen zu verwirklichen und dann Arbeitsplätze schaffen und sinnvolle Aufgaben für Menschen, die sonst nicht wüssten, was sie mit sich anfangen sollten.
Vor solchen Menschen ziehe ich meinen Hut!

Und alle, die da schimpfen und sich beschweren und Forderungen stellen, sollten sich fragen, ob sie selbst die Fähigkeit hätten, der Unternehmer zu sein und sich nur mal für zehn Minuten klar machen, was das für sie bedeuten würde.
Die Meisten haben eine Projektion auf Unternehmer, dass die viel Geld haben und Macht und andere ausbeuten – sie sehen aber nicht, was es wirklich heißen würde, so ein Leben zu führen und alles nötige zu tun.
Das können sie sich im Traum nicht vorstellen.

Natürlich will ich nicht alle Unternehmer loben und über einen Kamm scheren. Denn es gibt unter ihnen fähige, ehrliche Menschen und manche sind nur Geldgeber und überlassen die Arbeit den Fähigen, denen aber das Geld gefehlt hätte, ein eigenes Unternehmen aufzubauen.
Das sind dann die Unternehmer, die einfach Geld haben, aber nichts unternehmen, sondern andere schlaue Köpfe dafür bezahlen, dass sie etwas in ihrem Namen, zu ihrem Profite unternehmen.

Die Behauptung, wir wären alle gleich, oder wir müssten die Gleichheit aller anstreben, ist für mich nicht wahr. Denn wie wir uns hier ausdrücken in der Welt, das ist sehr unterschiedlich.

Es gibt Menschen:
… die wirklich nicht können, körperlich, geistig behindert – Vollpflegefälle

… die körperlich fit sind, aber geistig minderbemittelt und verwaltet werden müssen

… die die Haltung haben, dass ihnen ALLES zusteht und sie nichts dafür tun müssen/wollen/können

… die brav alles machen, was man ihnen sagt, fleissig sind und sich oft benutzen lassen

… die Karriere, Geld und Macht über andere anstreben und dafür zu allem bereit sind, selbst dazu ihre Seele zu verkaufen

… die neugierig und kreativ sind und selbstdenkend, selbstverantwortlich sich selbst leben und ausdrücken

… die sehr viel Kraft und Willen haben, die selbstständig etwas unternehmen, die fähig sind, andere anzuleiten, andere mit zu tragen, andere anzustellen, mit anderen zusammen zu arbeiten

Sicher gibt es noch viel mehr… Das sollte nur die Unterschiedlichkeit aufzeigen, mit der wir Menschen hier in der Welt unterwegs sind und es ist nun mal nicht allen das Gleiche gegeben.
Viele können vieles lernen und manche können es aber auch nicht.
Und wir sollten uns gegenseitig unterstützen, statt uns gegenseitig zu behindern.

Rudolf Steiner zeigt mit seiner Dreigliederung, dass Gleichheit nur im Rechtsleben der Menschen Sinn macht und Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben und FREIHEIT allein im Geistesleben zu finden ist. Ich empfinde diese Sichtweise wertvoll, denn das undifferenzierte Geschrei nach „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ hatte bisher lediglich noch mehr Ungerechtigkeit und Zwang über die Menschen gebracht.

Weisst du wer du bist?

Deshalb empfinde ich es als wesentlich, dass jeder Mensch Klarheit über sich selbst erlangt, in Bezug darauf, wer er und wie er IST. Wenn ich weiß, wie ich bin, was ich kann, was ich nicht kann, was ich will, was ich nicht will und was mich begeistert, dann kann ich mir entsprechende Aufgaben suchen.
Wenn ich weiß, wie ich bin und wie ich gerne werden möchte, dann habe ich gleichzeitig einen Wegweiser, der mir die Richtung auf meiner Reise anzeigt.
Und da wir lebendige Wesen sind, ist all dies in ständiger Veränderung und es gibt in sich selbst immer neues zu entdecken.
Natürlich ist es in jungen Jahren schwieriger zu wissen, wer man ist. Denn das lässt sich oft erst dadurch herausfinden, dass man fest stellt, wie man NICHT ist und dazu muss man erst mal SEIN.
Sprich, Erfahrungen machen, das Leben in all seinen Facetten erleben, um sich selbst zu finden. Das steht in jungen Jahren wohl an erster Stelle.

Aber einige junge Menschen haben auch einen besseren Zugang zu ihrem Selbst, als Ältere.
Denn mit dem Alter hat das gar nicht so viel zu tun, sondern damit, ob der Fokus in der Kindheit schon auf Selbsterkenntnis und Selbstentfaltung gerichtet war, oder darauf, sich anzupassen und nach Vorschrift zu funktionieren.
Weshalb heute viele ältere Menschen immer noch keine Ahnung haben, wer sie sind, denn diese Frage hatte sich für viele noch nie gestellt, sie sollte auch nie gestellt werden.

Wer bin ich? Wer will ich sein – jenseits von äußeren Prägungen?
Was begeistert mich, was habe ich zu geben?
Warum bin ich hier?

Wenn wir Klarheit da hineinbringen, wenn es uns gelingt uns zu entidentifizieren von äußeren Prägungen, weil wir sie als solche erkennen, dann sind wir auf dem Weg zu unserer Wahrhaftigkeit.
Dann können wir bewusst wählen, welche Werte für uns Gültigkeit haben und welchen Zielen wir folgen möchten. Damit ist der Grundstein gelegt, bewusster Schöpfer des eigenen Lebens zu werden.
Und dann steht einem freudigen Zusammenspiel von Individualität und Gemeinschaft nichts mehr im Wege.

Meine Erfahrung ist, dass ich niemanden retten kann, oder ändern kann. Selbst die Idee, andere motivieren, oder inspirieren zu wollen, habe ich aufgegeben. Ich kann nur mich selbst so wahrhaftig wie möglich leben und ausdrücken und mich öffnen für das, was stimmt und passt und meiner inneren Stimme folgen. Alles andere wäre Manipulation, wäre mit einer Pfeife pfeifen und sich wünschen, die anderen würden danach tanzen… Ich wünsche mir, dass jeder Mensch sein Leben nach seiner eigenen Melodie tanzt und wir uns darin erkennen, ergänzen und wertschätzen.

Wenn du auch an solch einem Punkt bist und dich gerne mit Gleichgesinnten vernetzen und austauschen und ausprobieren willst, dann ist vielleicht das „Schöpfertreffen“ im Sommer 2024 für dich interessant:
https://lebensschule-auenland.jimdofree.com/angebote-1/2024/

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